Die Pforte (Patrick Lee)

Eine Rezension zu Patrick Lees neuem Bestseller:

Patrick Lees im Original unter dem Namen „The Breach“ im Jahr 2009 erschienener Thriller beschreibt das „bestbehütetste Geheimnis“ unseres Planeten: In einem Forschungszentrum in der Wüste Wyomings geschieht Mitte der siebziger Jahre das undenkbare als ein Teilchenbeschleuniger bei Erstinbetriebnahme ein Tor zu einer anderen Welt öffnet. Von diesem Portal aus geht eine unglaubliche Macht aus, die mit dem Experiment betrauten Wissenschaftler werden verrückt und beginnen sich selbst umzubringen, während aus dem Portal ständig außerirdische Geräte auftauchen.
Das Gefahrenpotential erkennend wird eine streng geheime internationale Organisation gegründet mit dem Ziel die Welt vor gefährlichen Objekten aus diesem Portal zu schützen und die fremden Technologien zum Nutzen der Menschheit anzuwenden. Die Existenz dieser „Pforte“ muss um allen Preis geheim gehalten werden um Missbrauch zu verhindern.
Der Roman beginnt aus der Perspektive des Protagonisten Travis Chase erzählend, als dieser bei einer Expedition in der eisigen Gebirgslandschaft Alaskas auf ein riesiges Flugzeugwrack stößt. Abgeschlossen von der Zivilisation beginnt dieser dies genauer zu untersuchen und findet sich schon bald in einem Alptraum wieder. Alle Besatzungsmitglieder des unbeschrifteten Flugzeuges wurden nach dem Absturz eliminiert, unter ihnen die First Lady der USA, welche kurz vor ihrem Tod schriftliche Instruktionen hinterlassen hat und Travis mit einer beinahe unlösbaren Aufgabe verseht: Der Rettung der gesamten Erde.
Es beginnt ein apokalyptisches Spiel, in welchem Travis in rasantem Tempo in ein actiongeladenes Inferno hineingezogen wird, geprägt von raffinierten neuen Technologien und Waffen, atemloser Spannung und ständig neuen Wendungen.



Schon nach ein paar Seiten schafft es der Autor den Leser in seinen Bann zu ziehen, indem er es durch ein Gemisch aus actiongeladener Spannung, rätselhaften Andeutungen und einer ausgetüftelten Handlung unmöglich macht das Buch zur Seite zu legen, sondern den Detektivsinn seiner Leser anspricht tiefer in die Materie einzutauchen und selbst das Geheimnis der Pforte zu lüften.
Hierbei wird man durch einen herrlich erfrischenden Schreibstil begleitet, der durch ein Ensemble aus passenden Rückblenden, alternativen Erzählmethoden wie etwa Tagebucheinträgen und einem spannendem Wechsel der Perspektiven aufwartet und keine Langeweile aufkommen lässt.
Die frühere Beschäftigung von Patrick Lee als Drehbuchautor wird dabei besonders ersichtlich und man findet sich Abtauchend in die Handlung eines skurril-einnehmenden Filmes wieder.

Tatsächlich nämlich wird die Handlung immer unglaubwürdiger. Was mit einer interessanten Idee beginnt wuchert immer mehr in eine aberwitzige Verschwörungstheorie die sich unaufhaltsam ausbreitet. Es scheint als habe der Autor selbst Probleme seine übermächtig erschaffenen Objekte aus dem Portal unter Kontrolle zu halten und je weiter er den Leser durch Explosionen, wütende Schießereien und plötzliche Wendungen hetzt, desto unaufhaltsamer werden diese. Die Art und Weise wie der Autor schließlich den Roman abschließt erscheint plump und wenig überzeugend – tatsächlich ist es jedoch die einzige Möglichkeit die von ihm geschaffene Unaufhaltsamkeit halbwegs vernünftig anzuschließen.
Was bei einem Film funktionieren mag, gelingt hier nicht: Zu ausartend und übermächtig war die Phantasie des Autors um das Buch vernünftig zu schließen.

Zurückgelassen wird der Leser somit außer Atem vom rasanten Tempo des Thrillers jedoch mit Fragen und Ungereimtheiten die im Nachhinein klar das Fundament und die Konsistenz der Glaubwürdigkeit des Thrillers, die noch von Lee Child gepriesen wurde, ins Wanken bringen.
Die erzeugten Gegenstände außerirdischer Technologie beispielsweise entbehren aufgrund ihrer Beschaffenheit jedweder Logik, zumal ihr Auftreten allein nicht in Verbindung mit vom Autor postulierten Theorie der Pforte gebracht werden kann.
Das Problem des Zeitreisens, insbesondere des Großvater-Paradoxons versucht der Autor elegant zu umgehen indem er es von einem allwissenden Objekt als gegeben beschreiben lässt, strauchelt allerdings dann selbst daran, da das Eintreffen des von Paige verfassten Briefes einen Widerspruch dazu darstellt. (Sobald sie diesen losgeschickt hätte, wäre die Zukunft derart verändert worden sodass Travis keine Gelegenheit mehr gehabt hätte den Blackbird ebenfalls loszuschicken. Somit bleibt nur noch die Möglichkeit, dass er diesen vor ihr losschickte um sie präventiv aufzuhalten, dies allerdings käme einer paradoxen Endlosschleife gleich, aus der es kein Entrinnen gäbe.)
Obwohl man die Existenz einer solchen Pforte und ihrer Verbindung zu einer anderen Welt noch akzeptieren kann, stößt man bei ihren Auswirkungen auf derarte Ungereimtheiten die er Autor nie zu lösen vermag.

Es bleibt bei einem zugegeben sehr spannenden Film, der bei genauerer Betrachtung allerdings zunehmend aus den Fugen zu geraten scheint. Offensichtlich hat der Autor nach zu großem gestrebt, was ihm allerdings lediglich bedingt gelungen ist.

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